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Mist, dein Schwarm hat intime Fotos von dir in der Schule rumgeschickt. Dabei hattest du ihm oder ihr diese doch im Vertrauen gesendet! Jetzt hat die ganze Schule dich halbnackt gesehen. Du schämst dich total dafür, bist enttäuscht von deinem Schwarm und auch die Sprüche und schrägen Blicke deiner Mitschüler*innen treffen dich stark. Deinen Eltern willst du dich mit deinem Problem auch nicht anvertrauen, denn dann befürchtest du Ärger und außerdem ist es dir super peinlich. Fühlst du dich, als würdest du am liebsten einfach im Boden versinken?
Doch das musst du nicht! Warum dich keine Schuld trifft, was überhaupt unter „Sexting“ fällt und wie du dir Hilfe holen kannst, wenn es mal schiefgegangen ist, erfährst du hier in diesem Beitrag.

Was ist Sexting eigentlich?

Sexting setzt sich aus den zwei englischen Wörtern „Sex“ und „Texting“ zusammen. Es beschreibt das Versenden von selbstproduzierten freizügigen, teils erotischen Fotos oder Videos unter Jugendlichen per Whatsapp, SMS oder auf anderen Chatdiensten. Dazu gehören Nacktbilder, „oben ohne“-Fotos, Aufnahmen von nackten Körperteilen oder auch Badehosen- bzw. Bikinifotos. Dabei ist ganz besonders wichtig, dass „Sexting“ das freiwillige Versenden solcher Fotos bezeichnet. Der oder die Versender*in darf also nicht dazu gedrängt worden sein. Das würde man dann als „Sextortion“ bezeichnen.

Sexting ist erstmal nichts Schlimmes oder Illegales – im Gegenteil. Du darfst über deinen Körper bestimmen, also darfst du selbst entscheiden, wer ihn zu Gesicht bekommt und wer nicht. Viele Jugendliche versenden anzügliche Bilder in Beziehungen, um sich Vertrauen und Zuneigung zu zeigen oder schicken solche Fotos an Freunde oder ihren Schwarm, um Bestätigung zu erhalten oder das erste Flirten zu erproben.

Zu einem Problem wird das Sexting für dich erst, wenn diese Bilder ohne deine Zustimmung weitergeleitet oder veröffentlicht wurden. Aber hier ist das Gesetz auf deiner Seite, denn die ungefragte Weiterleitung oder Veröffentlichung deiner persönlichen Fotos ist strafbar!

Was tun, wenn’s schiefgeht?

Fakt ist: Du bist NICHT schuld! Sondern die Personen, die deine Fotos weitergeleitet oder gepostet haben. Doch dagegen kannst du dich wehren. Es gibt verschiedene Anlaufstellen in Münster, an die du dich in so einem Fall wenden kannst. Dazu gehört zum Beispiel der Frauen Notruf Münster e.V., die du auch als junges Mädchen kontaktieren kannst. In der Beratungsstelle wird mit dir zusammen überlegt, wie mit dem Problem umgegangen werden soll. Hier kannst du offen über deine Situation sprechen und dich eventuell auch mit anderen Betroffenen austauschen. Denn feststeht: du bist mit diesem Problem nicht allein, auch wenn es sich momentan vielleicht so anfühlt! Du kannst gemeinsam mit der Beratungsstelle zur Polizei gehen oder eine*n Lehrer*in aufsuchen.

Auch Jungs können natürlich Opfer von missglücktem Sexting werden. Hierfür hat die Aidshilfe Münster oder das Team von Zartbitter immer ein offenes Ohr.

Weitere Vertrauenspersonen, an die du dich wenden kannst, können Freunde, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter, Sozialpädagogen, Ansprechpartner im Jugendtreff, die eigenen Eltern oder andere erwachsene Vertrauenspersonen, die Polizei oder jemand vom Schulpsychologischen Dienst sein.

Tipps für sicheres Sexting

  • 100% sicheres Sexting gibt es nicht. Hab im Hinterkopf, dass es in der digitalen Welt unzählige Möglichkeiten gibt, ein Bild zu screenshotten, zu speichern oder zu vervielfältigen. Hast du das Bild einmal verschickt, hast du keine Kontrolle mehr darüber, was damit passiert. Vorsicht also bei Messengern, Chats und Whatsapp. Um dich selbst zu schützen, fotografiere am besten nicht dein Gesicht oder Merkmale, an denen man dich erkennen kann, z.B. Tattoos.
  • Vertrauen ist das A und O! Frag dich, ob du der Person, der du ein sexy Foto von dir schicken willst, wirklich genug vertrauen kannst und willst – auch, wenn ihr euch mal streitet oder der Kontakt in die Brüche gehen sollte. Nacktbilder sind etwas sehr intimes, das man nur mit einem besonderen Menschen teilt. Missbrauche also auch das Vertrauen des Anderen nicht – auch nicht nachträglich, und verschicke niemals ein Bild ohne Erlaubnis!
  • Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit ist Voraussetzung! Lass dich niemals zu Sexting drängen, dränge andere nicht dazu und akzeptiere ein Nein. Wenn du ein komisches Gefühl dabei hast, dann höre auf dein Bauchgefühl und suche eine Alternative zu Sexting, die auch Spaß machen kann. Sexting sollte immer auf Gegenseitigkeit beruhen – schicke nur ein Foto, wenn du auch eines zurückbekommst! So hast du auch Fotos deines Gegenübers und machst dich nicht erpressbar. Wenn dein Partner/deine Partnerin dich drängt, ganz nach dem Motto „wenn du mich liebst, dann machst du das für mich”, dann frag dich, ob du das wirklich möchtest. Wenn das nicht der Fall ist, dann steh zu deinem Bauchgefühl und sag Nein!
  • Fotos nach dem Empfangen löschen. Du hast eine sexy Aufnahme von deinem Schwarm bekommen und hast diese nun im Chatverlauf oder in deinen Fotos gespeichert? Hier ist es am sichersten, das Foto nach dem Anschauen gleich zu löschen. So können die Bilder auch bei Handyverlust nicht in falsche Hände geraten.
  • Bleib fair. Solltest du mitbekommen, dass deine Freunde oder Bekannten intime Fotos einer Person weiterleiten, sprich es am Besten direkt an und stelle klar, dass das strafbar und obendrauf noch ziemlich rücksichtslos ist. Durchbrich die Kette und leite Fotos, die du erhalten hast, nicht weiter. Stell dir die Frage, wie du dich fühlen würdest, wenn deine Fotos auf einmal die Runde machen würden.

Weitere Informationen, interessante Kampagnen und Initiativen haben wir in dieser Rubrik für dich zusammengestellt.